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Change ta vie - aujourd hui

  Change ta vie - aujourd hui     Mit lautem Klicken löst sich das Kofferschloss. Die zittrigen Frauenhände berühren den alten Lederdeckel, öffnen ihn. Erst noch zögernd, dann immer lustvoller wühlen die Finger im Inhalt: Dessous, Foulards, klirrender Modeschmuck. Heute ist der Tag, in dem sich alle Zeiten ineinander verweben. Mit ruhiger fester Stimme hatte sie die Combox besprochen, so als hätte sie diese Worte schon lange geplant. « Bin für unbestimmte Zeit zu unbestimmtem Ziel unterwegs.» Mit rotem Konturenstift umrandet sie ihre vollen, üppigen Lippen. Für jeden Tag neue Verwandlungsmöglichkeiten. Bereit alle Rollen des Lebens als Frau zu spielen. In einer für sie fremden Stadt – Paris. Une ville avec beaucoup des aventures et possibilités. Unerkannt und frei sein. Sie lächelt, während sie ihre Augendeckel mit Lidschatten dunkelblau färbt. Die Reise durch das Welttheater würde sie schriftlich festhalten. Dieses Abenteuer, sich abzuwenden aus der Mittelmässigkeit hin zu neue

Vorhang auf

  Vorhang auf     Was er an seiner Frau mochte, war ich Talent Leute nachzuahmen. Er mochte es, weil es ihr einen Hauch von Exotik verlieh, der ihn immer wieder in seinen Bann zog. Sie war eine eher fade, unscheinbare Frau. Eigentlich zwanghaft darauf bedacht nicht aufzufallen, um sich von der Mittelmässigkeit schlucken zu lassen. Es war ihr recht so, es war ihm recht so. Niemand störte sich in dem Bestreben farblos und kantenlos zu sein. Von Zeit zu Zeit aber, brach seine Frau aus ihrer kontrollierten Starrheit heraus, um andere Leute nachzuahmen. Ein ungefährliches Unterfangen, distanziert weil es nicht um ihn oder sie ging. Dennoch blieb der Effekt sich köstlich zu amüsieren, über die allzu grossen Zähne des Hausmeisters, oder der geistig minderbemittelten Fräulein Sege von nebenan. Er fühlte sich in der Theatralik seiner Frau lebendig und bunt. Sie wiederum fühlte ich lebendig und bunt, weil sie es schaffte diese Gefühle bei ihrem Mann zu wecken. Dieses Nachahmen anderer Leute

Schönheit

    Schönheit    Am Tisch sitzt sie versunken in ihr Buch. Ihr Gesicht spiegelt wider was in ihr vorgehen muss. Sie ist schön wie ein tiefes Meer. Die Falten sprechen von vielen intensiv und bewusst gelebten Tagen. Eine Frau die Wut kennt das zeigt mir ihre steile Kerbe zwischen den Augen und auch die Trauer bei ihr zu Gast war. Die Fächer um ihre Augen zeugen von vielen lachenden vergnügten Stunden und ihre Hände, die immer wieder die Buchdeckel streicheln von tiefer Leidenschaft und Verbindlichkeit. Wie reich muss diese Frau sein. So reich an gelebtem Leben, an gefühlten Leben, an Leben, dass sie viele Facetten gelehrt hat. Sie ist bereit immer wieder neue und bekannte Gäste zu begrüssen. Das Leben ist schön und sie seine Geliebte. Sie klappt das Buch zu, steht auf und verlässt den Raum. Sie hinterlässt einen Hauch von Grazie und Würde gleich einem Parfum, das noch lange nachhängt. Regula Eugster 2020

Er

  Er     Jeden Tag im gleichen Bus. Immer wieder Bahnhof – Endstation. Seine Augen bleiben immer an der gleichen Stelle haften. Es ist eine Bank unter einem grossen Baum. Eine Trauerweide. Dann verdunkelt sich sein Blick und trüb blickt er vor sich hin bis die Bank beim nächsten Mal wieder vor ihm auftaucht. Einmal beobachtet kann Zufall sein, dann aber immer wieder das gleiche Szenarium. Es beschäftigt sie. Am nächsten Tag geht sie einen Bus früher, um Zeit zu haben. Zeit für ihn. Sie setzt sich neben ihn. Dann die Bank. Was war auf dieser Bank? Sie fragt zart und er schaut sie an herausgerissen aus seiner eigenen Welt. Wie von weit her.» Hier sassen wir das letzte Mal miteinander, bevor sie starb. Ich hoffe immer noch sie dort sitzen zu sehen. « seine Stimme wird brüchig und er schaut beschämt weg, weil ihm Tränen kommen. Ich bleibe einfach sitzen bin Zeugin von einem tiefen Schmerz. Jeden Tag nun fährt sie einen Bus früher und sie fragt immer wieder die gleiche Frage. Seine Antw

Märchen vom roten Faden

                         Märchen vom roten Faden                             Eine alte Königin spürte, dass ihre letzte Lebenszeit angebrochen war und sie rief ihre drei Töchter zu sich. « Ich werde bald sterben und möchte daher meine Nachfolge als Königin regeln», sie holte tief Luft und nach einer längeren Pause schaute sie liebevoll ihre drei Töchter an. Sie unterschieden sich sehr. Die Älteste hatte die langen schwarzen Haare und Augen ihres Vaters und war von äusserst anmutiger Statur. Ihre Gabe war es mit ihrem Gesang Menschen in ihren Herzen zu berühren. Sie hiess Anuschk. Die Mittlere hatte blondes welliges Haar und blaue Augen und erinnerte sie sehr an ihre eigene Mutter, die weit über die Lande als Schönheit bekannt war. Ihre Gabe war es die Menschen mit ihren leuchtenden Augen und Lachen in Verzückung zu bringen. Sie hiess Bralan. Dann wandte sich ihr Blick der Jüngsten zu. Diese hatte feuerrotes Haar einen aufgeweckten Blick. Sie glich ihr selbst vom Aussehen her